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Meine Kunst werknah erklärt

Kunst muss nicht immer kompliziert sein. Sie darf auch ganz einfach sein – direkt, fühlbar, ehrlich, werknah. In einer Welt, in der Kunst oft mit großen Worten erklärt oder theoretisch überhöht wird, sehne ich mich manchmal selbst nach mehr Bodenhaftung. Nach einem Blick hinter die Kulissen. Nach einer Sprache, die nicht ausschließt, sondern verbindet.

In diesem Beitrag möchte ich dir meine Arbeit werknah erklären – also nah am Werk selbst. Ich nehme dich mit in mein Atelier in Köln, zeige dir, wie ein Bild entsteht, welche Gedanken mich leiten und wann ich aufhöre, um ein Werk loszulassen. Denn oft versteht man ein ganzes künstlerisches Universum am besten, wenn man sich auf ein einzelnes Werk konzentriert.

Langfristig soll diese Nähe nicht nur digital bleiben: In Zukunft plane ich, mein Kölner Atelier für Besuche zu öffnen – damit du meine Kunst nicht nur sehen, sondern erleben kannst. Ganz werknah und authentisch!

Ein Sommer der hell war - und trotzdem schwer

Eines der aktuellen Werke aus meiner entstehenden Serie We were almost happy zeigt zwei junge, vermutlich männliche Personen, die oberkörperfrei nebeneinander stehen und gemeinsam in die Ferne blicken. Mit seinen Maßen von 30 × 24 cm (Öl auf Holz) wirkt das Bild auf den ersten Blick wie eine Momentaufnahme – verschwommen, entrückt, fast wie ein altes Polaroid in Schwarz-Weiß. Die Szene erinnert an einen Sommertag an einem See, doch bleibt das Umfeld vage. Eine weiße Lasur legt sich in feinen Schlieren über das Motiv und lässt es beinahe ins Bild zurückgleiten – als würde es sich gerade auflösen oder aus dem Gedächtnis verblassen. Die Arbeiten dieser Serie tragen keine Titel, weil sie nicht festlegen wollen, was genau erinnert wird – nur dass erinnert wird. We were almost happy ist ein Versuch, queere Jugend rückblickend zu greifen: diese flirrenden, oft widersprüchlichen Gefühle zwischen Nähe und Unsicherheit, zwischen Zugehörigkeit und dem ständigen Zweifel daran. Ein Sommer, der hell war – und trotzdem schwer.

Ohne Titel, 2025, 30 x 24 cm, Ölfarbe auf Holz

Durch gefärbtes Glas

Dieses großformatige, unbetitelte Werk aus dem Jahr 2025 (100 × 70 cm, Öl auf Leinwand) zeigt ein verschwommenes Porträt – vermutlich ein Mann –, das gleichmäßig in rechteckige Segmente unterteilt ist. Jede dieser Flächen trägt eine eigene farbige Lasur, manche transparent, andere trüb, mit sichtbaren Strukturen, als blicke man durch verschieden gefärbtes Milchglas. Dadurch zerfällt das Gesicht in einzelne Zonen, die sich nur schwer zu einem Ganzen fügen lassen – wie ein Mosaik der Identität, das gleichzeitig verhüllt und offenbart.

Die Arbeit ist Teil einer Serie, in der es um innere Anteile und die fragmentierte Wahrnehmung von Selbst geht. Gerade für queere Menschen ist Identität oft nichts Selbstverständliches. Vieles entsteht im Spannungsfeld von Schutz und Anpassung – Rollen, die wir übernehmen, um sicher zu sein, um dazuzugehören, um zu überleben. Dieses Werk fragt leise, aber eindringlich: Welche Teile davon gehören wirklich zu mir? Und welche habe ich erschaffen, um zu funktionieren? Es zeigt einen Zustand des Dazwischen – zwischen Erkennen und Loslassen, zwischen Konstruktion und Echtheit. Ein Versuch, sich Stück für Stück wieder zusammenzusetzen.

    Lukas Moll

    Queere Kunst aus Köln
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    Queere Kunst ist mehr als nur die Darstellung queerer Themen – sie ist ein Ausdruck von Lebenserfahrungen, Gefühlen und Kämpfen, die tief in der Identität und Geschichte der queeren Gemeinschaft verwurzelt sind.

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