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Ist queere Kunst immer politisch?

Nach einer etwas längeren Podcastpause melde ich mich zurück – mit einer sehr persönlichen Folge von Queer Art Talk. In den letzten Monaten war bei mir als Künstler viel los: neue Projekte, Ausstellungen, Zeit im Atelier. Und ich habe gemerkt, dass es gar nicht so leicht ist, einen Podcast mit Gäst*innen regelmäßig zu produzieren. Das braucht Planung, Koordination und Nachbearbeitung – alles Dinge, die im Alltag manchmal schwer unterzubringen sind. Trotzdem habe ich den Podcast nie aus dem Blick verloren, und jetzt ist der richtige Moment, wieder zu sprechen.

In dieser Folge bin ich zum ersten Mal seit langem wieder alleine am Mikro. Ich erzähle, was mich aktuell beschäftigt – vor allem eine Frage, die mir Petra Lossen im Gespräch für ihren Podcast „Wie tickt die Kunstszene?“ gestellt hat:

„Ist queere Kunst eigentlich immer politisch?“

Eine spannende Frage, die ich dort nur oberflächlich beantworten konnte – und die mich seitdem nicht losgelassen hat. Deshalb möchte ich hier etwas tiefer einsteigen.

 

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Ist queere Kunst immer politisch?

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Sichtbarkeit ist politisch

Wenn wir über Politik sprechen, denken viele zunächst an Parteipolitik oder plakative Parolen. Aber politisch sein bedeutet in der Kunst oft etwas anderes. Es geht um das Sichtbarmachen von Realitäten, um das Öffnen von Räumen, um das Stellen von Fragen. Und genau das tut queere Kunst. Sie macht Perspektiven sichtbar, die in unserer Gesellschaft oft marginalisiert, verdrängt oder angegriffen werden.

Manchmal ist queere Kunst laut und direkt – etwa wenn sie Sexualität, Erotik oder Körperlichkeit thematisiert.
Manchmal ist sie leise und subtil – etwa wenn sie queeren Alltag, Identität oder Zugehörigkeit verhandelt.

Doch in jedem Fall ist sie wirksam. Denn queere Kunst sagt:

Ich bin hier. Meine Realität ist echt. Und ich verdiene Sichtbarkeit.

Lukas Moll photographed by Sylvette Loda

Repräsentation verändert Gesellschaft

Selbst wenn eine queere Künstler*in keine explizit queeren Themen behandelt, bleibt ihre Arbeit politisch. Allein durch ihre Präsenz im Kunstsystem – auf Ausstellungen, in Galerien, im öffentlichen Raum – stellt sie Normen infrage. Unsere Körper, unsere Geschichten, unsere Perspektiven widersprechen oft der Erzählung dessen, was „normal“ oder „relevant“ ist.

Wer sichtbar ist, existiert gesellschaftlich.
Wer unsichtbar bleibt, wird aus der Erzählung gestrichen.

Deshalb ist es wichtig, dass queere Kunst nicht nur im Pride-Monat stattfindet, sondern dauerhaft Teil der Gegenwartskultur ist. Wir brauchen queere Perspektiven in Museen, Galerien, Sammlungen – und wir brauchen die Förderung dieser Stimmen. Denn nur wer Raum bekommt, kann auch andere mitziehen.

 

Persönlich. Politisch. Sichtbar.

Ich habe selbst lange nicht erkannt, wie sehr meine queere Identität meine Kunst prägt. Lange dachte ich, ich male einfach „schöne Gesichter“. Erst mit der Zeit wurde mir klar, dass ich mit meiner Arbeit meine Geschichte verarbeite: das Gefühl des Andersseins, Erfahrungen von sexueller Gewalt, Ausgrenzung, Einsamkeit – und zugleich das tiefe Verlangen nach Zugehörigkeit und Gesehenwerden.

Heute weiß ich: Wenn ich diese Themen sichtbar mache, öffne ich den Diskurs. Ich mache anderen Mut, ähnliche Erfahrungen zu teilen. Ich höre oft von Menschen, dass sie sich in meiner Kunst wiederfinden – nicht nur queere Menschen, sondern alle, die Diskriminierung oder Schmerz erlebt haben.

Das ist heilsam. Für mich – aber auch für die, die meine Arbeit betrachten.

Die Kehrseite der Sichtbarkeit

Sichtbar zu sein bedeutet auch, angreifbar zu sein. Seit meine Reichweite auf Social Media wächst, bekomme ich nicht nur positives Feedback. Es gibt Hasskommentare, Anfeindungen, Versuche, mich zum Schweigen zu bringen. Und auch das zeigt: Queere Sichtbarkeit ist politisch. Denn sie stört bestehende Machtverhältnisse.

Trotzdem – oder gerade deshalb – ist es wichtig, laut zu bleiben. Nicht darauf zu warten, entdeckt zu werden, sondern sich selbst sichtbar zu machen. Denn wir sind da. Wir waren schon immer da.

Kunst als Safe Space

Ich glaube fest daran, dass queere Kunst Räume schaffen kann:
Für Empowerment. Für kollektive Erfahrung. Für Selbstbestimmung.

Und das muss nicht immer laut geschehen. Auch leise Stimmen verdienen Gehör. Denn die Menschen hinter dieser Kunst – ihre Verletzlichkeit, ihre Geschichte, ihr Mut – machen sie bedeutungsvoll.

Danke, dass du da bist

Ich freue mich sehr, dass du diesen Beitrag gelesen hast – oder vielleicht die Folge gehört hast. Es war eine sehr persönliche Episode, und ich würde mich riesig über Feedback freuen:
Was denkst du zu dem Thema?
Hat dich etwas besonders berührt?
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    Lukas Moll

    Queere Kunst aus Köln
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    About

    Queere Kunst ist mehr als nur die Darstellung queerer Themen – sie ist ein Ausdruck von Lebenserfahrungen, Gefühlen und Kämpfen, die tief in der Identität und Geschichte der queeren Gemeinschaft verwurzelt sind.

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