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Diese Kunst ist die Kunst, die queere Jugendliche brauchen.

Heute auf der Discovery Art Fair hatte ich eine dieser Begegnungen, die einen noch lange begleiten. Mein Stand war gut besucht, es gab viele schöne Gespräche – aber eine Person blieb besonders lange vor meinen Bildern stehen. Sie war ganz still. Schaute sich alles aufmerksam an, ließ sich Zeit. Irgendwann drehte sie sich zu mir um und sagte leise, aber bestimmt:

„Diese Kunst ist die Kunst, die queere Jugendliche brauchen.“

Dieser Satz hat sich mir eingebrannt und mich sehr berührt.

Wir kamen ins Gespräch – und schnell ging es nicht mehr nur um Technik, Stil oder Farben, sondern um die Themen hinter den Bildern. Um das, was zwischen den Pinselstrichen liegt. Wir sprachen über Identitätsfindung, über queere Jugend, über das Gefühl, anders zu sein – und darüber, wie selten diese Erfahrungen in der Kunst wirklich sichtbar sind.

Meine Arbeiten zeigen fiktive Porträts. Gesichter, die oft nicht eindeutig lesbar sind. Zwischen Melancholie und Stärke. Mit Blicken, die manchmal schüchtern, manchmal herausfordernd, manchmal suchend sind. Sie erzählen keine fertigen Geschichten – sie zeigen Zustände. Fragile Momente der Selbstwahrnehmung, des Zweifelns, des Hoffens.

Und während ich erzählte, wurde mir wieder bewusst, warum ich diese Kunst mache.
Ich mache die Kunst, die ich selbst als Jugendlicher gebraucht hätte.

Ich erinnere mich gut an das Gefühl, nicht zu wissen, wo ich hingehöre. An das innere Chaos, das man kaum benennen kann. An die Scham, die Angst, und die Sehnsucht nach einem Ort, an dem es okay ist, einfach zu sein.
Damals hätte ich mir Bilder gewünscht, die mir zeigen:

Du bist nicht allein.
Du musst noch nichts wissen.
Du darfst fühlen, was du fühlst.

Die Person auf der Messe fragte mich schließlich: „Verarbeitest du mit deiner Kunst deine eigene Geschichte?“
Und ich konnte – fast überrascht von mir selbst – ehrlich sagen:
Nein.
Ich habe meine Geschichte bereits verarbeitet.

Ich habe mich in den letzten Jahren intensiv mit meinem eigenen Weg beschäftigt. Mit dem, was mich geprägt hat, mit meinen inneren Kämpfen – und ich habe sie nicht nur überlebt, sondern auch transformiert. Das gibt mir heute die Freiheit, Kunst zu schaffen, die über mich hinausgeht.
Die nicht mehr mich heilt, sondern vielleicht andere berührt.

Ich glaube, gerade weil ich diese Reise hinter mir habe, kann ich heute Räume aufmachen. Räume für Geschichten, die noch im Entstehen sind. Für Gefühle, die oft keinen Ausdruck finden. Für Blicke, in denen sich queere Jugendliche wiederfinden können.

Diese Begegnung auf der Messe war für mich wie eine leise Erinnerung:
Dass Kunst nicht nur Dekoration ist.
Sondern manchmal auch ein Spiegel.
Ein Trost.
Ein Versprechen.

Discovery Art Fair Cologne 2025

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    Lukas Moll

    Queere Kunst aus Köln
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    Queere Kunst ist mehr als nur die Darstellung queerer Themen – sie ist ein Ausdruck von Lebenserfahrungen, Gefühlen und Kämpfen, die tief in der Identität und Geschichte der queeren Gemeinschaft verwurzelt sind.

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