Am 4. November hatte ich die Chance, im Rahmen der RWTH Aachen FREEDOM Late Night, als Speaker aufzutreten und sowohl an einer Podiumsdiskussion zum Thema “Einfluss von Technologie auf die künstlerische Freiheit”, als auch an einem Late Night Talk teilzunehmen. Der Abend stand unter dem großen Thema “Freiheit” ein Thema, das insbesondere für queere Menschen in der aktuellen politischen Entwicklung immer wichtiger wird. Zu Beginn habe ich mich daher erstmal mit der grundlegenden Frage auseinandergesetzt, was Freiheit für mich als queeren Künstler bedeutet:
Für mich bedeutet Freiheit vor allem Sicherheit – Sicherheit trotz Sichtbarkeit. Für queere Menschen bedeutet sichtbar sein, leider auch oft, dass man sich in Räume begeben muss, die nicht sicher sind. Es ist wichtig Räume zu schaffen, in denen queere Menschen sich sicher fühlen können, damit sie sich entfalten können.
Safe Space für Queere Kunst
Ich definiere mich selbst nun schon einige Zeit als “queerer” Künstler, da meine Kunst Erfahrungen widerspiegelt, die nicht nur mich als schwulen Mann betreffen. Ausgrenzung, Isolation und Diskriminierung sind Themen, die die gesamte queere Community betreffen und sogar darüber hinaus. Das Label “Queer” ist für mich eine bewusste Entscheidung für eine integrativere und umfassendere Identität, die über meine eigene sexuelle Identität hinausgeht. Wenn ich mich als queeren Künstler bezeichne, bedeutet das, dass ich anerkenne, dass meine Kunst und meine Lebenserfahrungen von dem breiten Spektrum der LGBTIQ+-Realitäten beeinflusst sind.
Allerdings habe ich auch gemerkt, dass ich mit meiner Kunst nicht für alle Menschen innerhalb der queeren Community sprechen kann und ich stattdessen diesen Menschen Sichtbarkeit geben will, damit sie ihre eigenen Geschichten erzählen können und ihre eigenen Erfahrungen teilen können. Aus diesem Grund habe ich dieses Jahr den Queer Art Hub gegründet. Eine Online-Plattform für queere Künstler*innen, die als Safe Space dienen soll und Sichtbarkeit schaffen soll. Ich wollte einen Raum schaffen, der von queeren Menschen für queere Menschen gestaltet wurde, in dem sich queere Kunst entfalten und gegenseitig inspirieren kann.
Safe Space für Queere Kunst
Technologie hat zweifellos das Potenzial, die künstlerische Freiheit zu erweitern – aber sie birgt auch Risiken. Künstliche Intelligenz (KI) beispielsweise eröffnet Künstler*innen neue Möglichkeiten zur Kreation, ermöglicht neugierige Experimente und neue Ausdrucksformen, die vorher undenkbar waren. Doch als queerer Künstler sehe ich auch Risiken, insbesondere wenn es um die Frage von Diskriminierung und Reproduktion bestehender Vorurteile geht.
Viele KI-Modelle werden auf bestehenden Datensätzen trainiert, die von menschlichen Entscheidungen und Vorurteilen einer diskriminierenden Gesellschaft geprägt sind. Wenn die Daten, auf denen die KI basiert, bereits diskriminierende Strukturen oder stereotype Darstellungen beinhalten, kann die KI diese Muster unreflektiert übernehmen und verstärken. Es gibt ein reales Risiko, dass marginalisierte Gruppen, wie die queere Community, erneut an den Rand gedrängt oder in klischeehafte Schablonen gepresst werden.
Deshalb ist es entscheidend, die Menschen, die mit KI arbeiten, für diese Themen zu sensibilisieren. Künstler*innen, Programmierer*innen und Entwickler*innen müssen sich darüber im Klaren sein, dass Technologie nicht wertfrei ist – sie spiegelt die Gesellschaft wider, die sie schafft. Wenn wir KI in künstlerischen Prozessen einsetzen, sollten wir uns bewusst sein, wie sie bestimmte Perspektiven bevorzugen oder marginalisieren kann. Die Verantwortung liegt darin, Systeme zu schaffen, die auf Vielfalt ausgelegt sind, und sicherzustellen, dass unsere Werkzeuge nicht nur bestehende Strukturen reproduzieren, sondern Platz für alle Perspektiven schaffen.
Die Freiheit, die Technologie uns gibt, sollte nicht auf Kosten von Vielfalt und Inklusion gehen. Kunst lebt von den Stimmen derer, die oft nicht gehört werden. Wenn wir nicht aufpassen, riskieren wir, dass KI diesen Stimmen ihren Raum nimmt. Daher sollten wir Technologie mit einem kritischen, reflektierten Blick nutzen und stets die Verantwortung tragen, nicht nur für uns, sondern auch für zukünftige Generationen von Künstler*innen.
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Jetzt auch als Podcast! Queer Art Talk
In dem Podcast Queer Art Talk lädt Lukas Moll, queere Künstler und Gründer des Queer Art Hub, wechselnde queere Gäste ein und spricht über ihre Erfahrungen in der Kunstwelt.
Lukas Moll
Queere Kunst aus Köln
About
Queere Kunst ist mehr als nur die Darstellung queerer Themen – sie ist ein Ausdruck von Lebenserfahrungen, Gefühlen und Kämpfen, die tief in der Identität und Geschichte der queeren Gemeinschaft verwurzelt sind.